Radverkehr in Bewegung vor mehrgeschossiger Häuserreihe in bunten Farben

e-smartec - enhanced sustainable mobility with marketing techniques

Stärkung der nachhaltigen Mobilität durch Marketingtechniken

Lesedauer:7 Minuten

Laufzeit August 2019 – Januar 2023

Leadpartner: Centre for Research and Technology Hellas, Griechenland

Hessischer Partner: Hessen Trade & Invest (HTAI) GmbH mit dem Fachzentrum „Nachhaltige Mobilitätsplanung Hessen – für Kreis und Kommune“, Wiesbaden/Frankfurt am Main

Europaweit stehen große wie kleine Kommunen einer Reihe von Umweltherausforderungen gegenüber, die im Zusammenhang mit der Verkehrs- und Mobilitätsplanung stehen. Die Aufteilung des öffentlichen Raumes und die damit einhergehende Priorisierung des Automobils als Verkehrsträger, der zahlreiche negative Umweltbelastungen und Nutzungskonflikte nach sich zieht ist dafür ein Beispiel. Ziel einer nachhaltigen integrierten Mobilitäts- und Verkehrsplanung (SUMP: Sustainable Urban Mobility Planning) ist es, den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen Rechnung zu tragen und gleichzeitig die Lebensqualität in den Städten zu verbessern. Um die Anforderungen und Bedürfnisse der Menschen in der Planung adäquat berücksichtigen zu können und die Akzeptanz der umgesetzten Maßnahmen zu erhöhen, ist die Einbeziehung unterschiedlicher Interessentragenden sowie der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung. Hier setzt das Projekt e-smartec an: Im Austausch mit europäischen Städten, Regionen und Universitäten wurden Leitlinien für den Einsatz von Marketingtechniken zur Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Interessengruppen bereit gestellt und erprobt.

Nachhaltige Mobilitätsplanung

Aus Hessen beteiligte sich die Hessen Trade & Invest GmbHÖffnet sich in einem neuen Fenster mit dem Fachzentrum „Nachhaltige Mobilitätsplanung Hessen – für Kreis und Kommune“Öffnet sich in einem neuen Fenster im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen an dem Projekt. Das Fachzentrum wurde 2018 als Fachzentrum Nachhaltige Urbane Mobilität des Landes Hessen gegründet und ist zentraler Ansprechpartner des Landes für nachhaltige Mobilitätsplanung im Personen- und Wirtschaftsverkehr. Es unterstützt hessische Kommunen bei der Aufstellung und Umsetzung nachhaltiger Verkehrsentwicklungspläne und SUMP und organisiert regelmäßig Kommunaltreffen und Netzwerkforen. Ein Ziel im Rahmen des Projektes e-smartec war, dass in Hessen deutlich mehr Kommunen nachhaltige Mobilitätspläne und den damit verbundenen partizipativen Ansatz in die praktische Umsetzung bringen. 

  • Programm: Interreg EUROPE 2014-2020
  • Priorität: CO2-emissionsarme Wirtschaft
  • Laufzeit: 01.08.2019 – 31.01.2023
  • Teilnehmende Nationen: Griechenland, England, Belgien, Italien, Slowenien, Niederlande, Deutschland
  • Lead-Partner: Centre for Research and Technology Hellas, Griechenland
  • Partner aus Hessen: Fachzentrum Nachhaltige Mobilitätsplanung HessenÖffnet sich in einem neuen Fenster, Frankfurt am Main
  • Gesamtbudget: 1.621.975 €
  • Gesamtförderung: 1.365.088,75 €
  • Gesamtbudget hessischer Partner: 189.600 €
  • EU-Förderung für hessischen Partner: 161.160 €

Good Practices

Im Rahmen des Projektes wurde eine europaweite Sammlung von guten Beispielen zu Mobilitätsprojekten, Marketingtechniken, Veranstaltungsformaten, Apps, Spielen u.a. erstellt. Der Erfahrungsaustausch mit den europäischen Partnern machte deutlich, dass es kein einfaches Patentrezept für die erfolgreiche Begleitung durch Marketing- und Beteiligungsaktivitäten gibt. Der SUMP-Ansatz für eine nachhaltige integrierte Mobilitätsplanung ist zwar als universeller Planungsansatz zu verstehen, muss aber entsprechend der Vielfalt der Kommunen spezifiziert werden. Weiterhin sind die unterschiedlichen Partizipationsstufen im SUMP-Prozess – informieren, konsultieren, einbeziehen oder zusammenarbeiten – und die Zielgruppen mit ihren Bedürfnissen zu berücksichtigen.

Online-Methodenkoffer

Das Fachzentrum Nachhaltige Mobilitätsplanung Hessen erarbeitete in enger Abstimmung mit dem HMWEVW einen Aktionsplan, der in der zweiten Projektphase umgesetzt wurde. Der Aktionsplan sah zwei Aktionen für die hessischen Kommunen vor:

  • AKTION 1: Online-Toolbox für partizipative Formate und Marketingtechniken
  • AKTION 2: Capacity Building für kommunale Mobilitätsplanende

Inspiriert von dem Fallbeispiel SUITS „Nachhaltige urbane integrierte Verkehrssysteme: Übertragbare Instrumente für kleine und mittelgroße Gebietskörperschaften“ in der Region West Midlands (UK) erstellte das Fachzentrum einen Online-Methodenkoffer mit praktikablen Methoden, konkreten Leitfäden und Checklisten für die hessischen Kommunen. Außerdem können Kommunen auf der Online-Plattform gute Beispiele einreichen und sich so gegenseitig inspirieren und vernetzen. Der Methodenkoffer wurde Ende 2022 freigeschaltet und steht allen hessischen Kommunen zur Verfügung: https://mobilitaetsplanung-hessen.de/informieren/#methodenkofferÖffnet sich in einem neuen Fenster

Das Projekt e-smartec hat genau so gewirkt, wie wir uns das erhofft haben: Aus dem Projekt heraus haben sich tolle Formate entwickelt, die Kommunen dazu zu befähigen, dass die Menschen vor Ort noch besser in den SUMP-Prozess eingebunden werden.

Dr. Christian Langhagen-Rohrbach Referatsleiter Mobilität, Logistik und Binnenschifffahrt
HMWEVW

Schulungsformate und Vernetzung

Bezugnehmend auf die Rückmeldungen der hessischen Kommunen, die vom Fachzentrum in das Projekt einbezogen wurden und dem Wunsch nach Austausch und Vernetzung wurden anwendungsorientierte, passgenaue Schulungsformate für den sicheren Umgang und die effiziente Umsetzung von Beteiligungsmethoden entwickelt. In den Schulungen wurden hessischen Mobilitätsplanenden folgende Inhalte vermittelt:

  • Motivation, Ziele und Gründe
  • gleichberechtigte Teilhabe unterschiedlicher Zielgruppen
  • konstruktiver Umgang mit Kritik, lauten und leisen Stimmen
  • Kommunikationsstrategien inkl. Zielgruppenanalyse und zielgruppengerechte Ansprache
  • Grundlagen digitaler Beteiligungsmöglichkeiten

In 2022 wurden vier Präsenzschulungen in Hanau und Marburg durchgeführt. Es ist vorgesehen, das Konzept zu wiederholen.

Susanne Fischell vom Fachzentrum Nachhaltige Mobilitätsplanung bei der Hessen Trade & Invest GmbH stellt fest: „Um alle Bürgerinnen und Bürger bei der Umgestaltung von Mobilitätsplänen zu integrieren, ist ein direkter Austausch essenziell. Die Projektergebnisse von e-smartec bieten Kommunen eine umfangreiche Sammlung an Methoden und Maßnahmen, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu erlangen, mit ihnen in den Dialog zu gehen und Meinungen sowie Ideen der Menschen mit einzubeziehen. Man erhält aber viel mehr in dem Prozess! Man erlebt Menschen, die sich mitgenommen fühlen und so für die Transformation in der Mobilität begeistert werden können. Und das wird für den Erfolg im SUMP-Prozess sowie für die Nachhaltigkeit in der Mobilität gebraucht.“ 

Hessen will Vorreiter in der Verkehrswende werden. Dazu sind Marketing- und Beteiligungsprozesse unverzichtbar. Die Wende muss dabei gemeinsam gelingen: Im Land, in den Kreisen und Kommunen und in den Köpfen der Menschen.

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